Abschluss ohne Ende – erste Ergebnisse des TriAngel-Projekts

Die Uckermark ist, was die Versorgung pflegebedürftiger Menschen betrifft, zumindest in Brandenburg beispielgebend. Zu diesem Ergebnis, das zunächst überraschend erscheinen mag, kommen die Autoren der kürzlich veröffentlichten Brandenburger Fachkräftestudie. Begründet wird diese Einschätzung mit der überdurchschnittlich hohen Versorgung durch Angehörige und der sehr niedrigen Quote an stationärer Pflege. In der Region im nordöstlichen Zipfel des Landes lassen sich bereits heute Versorgungsbedingungen beobachten, die in anderen ländlich geprägten Landesteilen erst in Zukunft Realität werden.

Mit dem Projekt TriAngel entwickelt die tamen. GmbH bereits seit September 2013 im Austausch mit den Uckermärker Akteuren aus der Pflege und angrenzenden Branchen sowie mit Projektpartnern aus Frankreich und Polen neue überbetriebliche Organisationsformen. Durch den effektiven und kooperativen Einsatz von Fachkräften soll die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen – gerade in periphären Gegenden – aufrecht erhalten und sogar ausgebaut werden. Ein weiterer Aspekt des Projekts ist es, die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte zu verbessern und gute Arbeit in der Pflege zu realisieren. Angesichts der steigenden Zahl an Pflegebedürftigen und des spürbar werdenden Fachkräftemangels steigt die Bereitschaft der Pflegedienstleister miteinander zu kooperieren.

Im Rahmen des TriAngel-Projektes haben wir in den zurückliegenden Monaten die Pflegesituation in der Uckermark analysiert, intensive Gespräche mit Vertretern von Wohlfahrtsverbänden und privaten Pflegediensten geführt und pflegende Familien zu ihrer persönlichen Situation und Bewältigung der Pflegeaufgaben befragt.

Am 8. April konnten bei der Abschlusskonferenz in der Uckerwelle Prenzlau die ersten Projektergebnisse präsentiert werden. Zu Beginn hieß Landrat Dietmar Schulze die 45 Teilnehmer/innen willkommen, darunter die französischen Projektpartner vom A.P.A.M.H aus der Dordogne und dem CERGE aus Poitou-Charentes. Schulze betonte, dass der Aufbau zukunftsfähiger Strukturen in der Pflege ein Schwerpunkt der weiteren Kreisentwicklung sein werde.

Nachdem Christina Buchwald vom Zentrum für Sozialforschung Halle/Saale (zsh) die Situation der Pflege in Brandenburg skizziert hatte, präsentierte tamen.-Geschäftsführer Dr. Thomas Hartmann die Ergebnisse des TriAngel-Projekts. Hartmann beschrieb für die Pflege in der Uckermark die Handlungsfelder mit Bezug auf die beteiligten Akteursgruppen (Familien, Pflegedienstleister, Wohlfahrtsverbände, Kommunal- und Landkreisverwaltung sowie Wohnungswirtschaft) und stellte Ansätze für den Aufbau kooperativer Strukturen vor.

In einem zweiten Block wurden Betreuungsformen thematisiert, die sich zwischen Familie und Pflegeheim bewegen – ein zunehmend wichtiges Thema auch in ländlichen Gebieten, denn die prognostizierte Abnahme von familiärer Pflege bei einer stabil bleibenden Zahl stationärer Pflegeplätze wird zu einem erhöhten Bedarf an gemeinschaftlichen bzw. alternativen Wohnformen führen. Jean-François Baudelin vom Conseil Général Dordogne informierte über die Rolle von Gastfamilien in der Pflege älterer Menschen in Frankreich. Für einen Überblick über die Entwicklung gemeinschaftlicher Wohnformen in Brandenburg und der Uckermark sorgte Sandy Großmann von der Aufsicht für unterstützende Wohnformen des Landes Brandenburg. In der anschließenden Diskussion mit Britta Poppinga (AOK Nordorst), Simona Bauer (Volkssolidarität) und Karin Fähling (Projekt „Leben mit Familienanschluss/Gastfamilien„) wurden die Impulse aus den beiden vorangegangenen Vorträgen aufgenommen.

Im dritten Tagungsabschnitt standen Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit von Pflegedienstleistern in der Uckermark im Mittelpunkt – als ein Ergebnis von multilateralen Gesprächen sowie Bedarfs- und Standortanalysen, die der Tagung vorausgegangen waren. So ist geplant, an den Standorten Brüssow und Lychen zusätzliche Angebote für Betreuung, Gemeinschaft, Sport uvm. zu schaffen, die durch mehrere Organisationen gemeinsam getragen werden. Dazu diskutierten Bärbel Glogau (Volkssolidarität), Ursula Wagner (DRK), Hannelore Lubitz (Arbeitsförderungsverein Lychen) sowie Dirk Weise (Sozialstation Dirk Weise).

Trotz Projektabschluss ist aber noch kein Ende in Sicht: Alexander Bonitz vom Amt für Kreisentwicklung, Wirtschaftliche Infrastruktur,Tourismus führte in seinem Schlusswort aus, dass die Ansätze des Projektes TriAngel bereits Eingang in die Regionalstrategie des Landkreises gefunden hätten. Die tamen. GmbH wird in den kommenden Wochen die Machbarkeitsstudie ausarbeiten und den Prozess zur weiteren Vertiefung der Kooperationsansätze aktiv begleiten.

Materialien – Präsentationen:
> Christina Buchwald, Zentrum für Sozialforschung Halle/Saale: Die Situation der Pflege in Brandenburg
> Dr. Thomas Hartmann, tamen. GmbH: Vorläufige Ergebnisse des Projekts TriAngel
> Jean-François Baudelin, Conseil Général Dordogne: Gastfamilien in Frankreich
> Sandy Großmann, LASV: Betreuung zwischen familiärer und stationärer Pflege
> Marion De Araujo, A.P.A.M.H.: Au service des structures de l’action sociale des territoires ruraux